Ich grüß‘ dich tausendmal
/Marienfelderstraße
Ongoing
Die Arbeit „Ich grüß‘ dich tausendmal/Marienfelderstraße“ (Arbeitstitel) beschäftigt sich mit der Rauman-
eignung in Wohnprozessen, in der in den 1950er-Jahren in Lunestedt (Niedersachsen) entstandenen
Geflüchtetenssiedlung für Bessarabien-Vertriebene. Ausgangspunkt der Arbeit ist mein Elternhaus, das
eines der 18 Siedlungshäuser ist, die die Geflüchtetenssiedlung bilden. In der Nachkriegszeit wurden
Tausende solcher Siedlungen in Deutschland errichtet.
Die Architektur der Siedlungshäuser wird in der Arbeit eng mit dem Vertreibungsdiskurs, einer Erinne-
rungskultur sowie Identitätsfragen verknüpft, da sie nicht nur als eine funktionale, normierte Siedlung
verstanden wird, sondern angenommen wird, dass sie ebenso den Handlungsraum der Zufluchtsuchenden
einst strukturierte und erst durch stetige Aneigungsprozesse der Zufluchtsuchenden Ausdruck ihrer
sozialen und kulturellen Identität fortlaufend werden.
Trotz des unaufhaltsamen, räumlich dynamischen Wohnprozesses hat die Siedlung ihren Charakter bis
heute nicht verloren, jedoch verändert sie sich durch die im Laufe der Zeit vorgenommenen Um- und
Anbaumaßnahmen stetig. Heute wohnen in der Wohnsiedlung unterschiedlichste Konstellationen. Darunter
inzwischen die Enkel- oder Kindergeneration der damals Zufluchtsuchenden sowie die über die Zeit neu
zugezogenen Menschen.
In der Arbeit wird das Spannungsfeld zwischen den normierten Siedlungsbauten und Individualität sowie
die Verknüpfung zwischen Wohnen und Identität im Zusammenhang mit der Bedeutung einer Unter-
kunft für die Integration in die Gesellschaft werden mittels eines fotografischen Ansatzes untersucht und
sichtbar gemacht. Dabei wird der Blick auf die fortlaufenden Aneignungsprozesse gerichtet, indem die
Frage gestellt wird, wie die Räume den Bedürfnissen und dem Ordnungsverständnis der Bewohner:innen
entsprechen können, um zu einem persönlichen Ort, einem Zuhause zu werden. Die Arbeit integriert die
Aspekte von Herkunft, Zuhause und Ankommen.